Da haben sich SPD, Grüne und FDP viel vorgenommen. Gerade bei den Punkten effizient und nachhaltig passt die Zielsetzung nicht zu der aktuellen Förderstruktur im Bereich Mobilität. Ein Audi E-Tron, VW ID.4 oder Tesla Model Y erfüllen als E-SUV diese Kriterien nur bedingt. E-Autos werden weiterhin bis Ende 2023 mit dem verdoppelten „Umweltbonus“ unterstützt, somit pro Fahrzeug mit 6000,00€ seitens des Steuerzahlers. Viel Geld für 2,5t+ Blech das die Innenstadt „lokal CO² neutral“ verstopft. E-Autos sind für mich nicht ein generelles Feindbild, sondern im Kern der richtige Schritt für eine langfristige Dekarbonisierung des PKW-Individualverkehres. Leider entwickelt sich der Markt aber immer weitern in Richtung größer, schwerer und deutlich ineffizienter. Wo bleibt die Förderung effizienter und effektiver Kleinfahrzeuge? Effiziente und effektiv wird Mobilität doch erst dann, wenn mit minimalen Platz- und Energiebedarf maximal viel transportiert wird. Pendelverkehr mit dem E-SUV mit einer Person im Auto entspricht diesem Grundsatz leider nicht, sondern im Vergleich dazu der Fußweg oder die Nutzung von ÖPNV, Fahrrad und Scootern.
Was hat die neue Regierung geplant? Ist eine große Transformation der privaten und gewerblichen Mobilität gewollt und möglich? Wir gehen auf einige Punkte im Vertrag ein. Starten wir mit dem Leitsatz beim Thema Mobilität:
„Wir wollen die 2020er Jahre zu einem Aufbruch in der Mobilitätspolitik nutzen und eine nachhaltige, effiziente, barrierefreie, intelligente, innovative und für alle bezahlbare Mobilität ermöglichen.“
"Wir werden den nationalen Radverkehrsplan umsetzen und fortschreiben, den Ausbau und die Modernisierung des Radwegenetztes, sowie die Förderung kommunaler Radverkehrsinfrastruktur vorantreiben. Zur Stärkung des Radverkehrs werden wir die Mittel bis 2030 absichern und die Kombination von Rad und öffentlichem Verkehr fördern. Den Fußverkehr werden wir strukturell unterstützen und mit einer nationalen Strategie unterlegen.“
Im Kern sagt der Nationale Radverkehrsplan 3.0. aus, den Radverkehr deutlich stärken zu wollen. Dabei wird vor allem der Ausbau der Infrastruktur in den Fokus gestellt, um die Attraktivität und Sicherheit der Fahrradmobilität zu erhöhen. Dabei sollen 30,00€ pro Person/Jahr für den Ausbau investiert werden. Im Vergleich dazu sollen 88,00€+ in die Schiene und 110,00€+ in die Autostraßen Infrastruktur investiert werden. Aus meiner Sicht sind die Ziele dieses Planes nicht ambitioniert genug und entsprechen zudem nicht der aktuellen Marktentwicklung im Fahrradsegment. Eine Verdopplung der Nutzung bis 2030 wird nicht reichen, um innerstädtische Verkehre ernsthaft zu verändern und die Innenstadt attraktiv zu gestalten. Durch die fortschreitende Urbanisierung muss das Auto in Innenstädten zur zweiten Wahl werden.

Fahrradstadt Kopenhagen als Vorbild
„Mit 19 000 Rädern pro Tag übertrifft der Verkehr auf der Cykelslangen sämtliche Erwartungen. Die Stadt Kopenhagen hat beschlossen, dass im Jahr 2025 jeder zweite Weg zur Arbeit, Uni oder Fachhochschule auf dem Rad zurückgelegt werden soll. Das Ziel ist schon fast erreicht: 2018 betrug der Anteil des Fahrrads an den täglich zurückgelegten Wegen 49 Prozent, 6 Prozent entfielen auf Fußwege, 18 Prozent auf öffentliche Verkehrsmittel und 27 Prozent auf das Auto. Zum Vergleich: In Paris beträgt der Fahrradanteil nur 4 Prozent, und in den vergleichsweise fahrradfreundlichen französischen Städten Bordeaux, Grenoble und Straßburg sind es 12 bis 16 Prozent. Selbst in der grünen Stadt Berlin lag der zuletzt 2013 gemessene Anteil des Radverkehrs bei 13 Prozent.“ - monde-diplomatique | Quelle
Fazit
Die aktuellen Pläne zielen auf einen Fahrrad- und Micromobilitätsanteil von >20,00% bis 2030 am Gesamtverkehr, je nach Verkehrsentwicklung. Ich wünsche mir mehr Tempo bei dem Thema Fahrrad- und Micromobilitätsinfrastruktur. „MEHR FORTSCHRITT WAGEN“ bedeutet für mich, sich von der Autolobby zu lösen und im Sinne lebenswerter Innenstädte das Auto Schritt für Schritt durch platzsparende und effiziente Mobilitätslösungen zu ersetzten. In Kombination mit einer ausgebauten Radlogistik, kann ein dringend notwendiger Beitrag geleistet werden!
Ich hoffe, dass die Regierung sich der Sache annimmt und zeitnah erfolgreiche Konzepte in der breiten Fläche fernab von Leuchtturmprojekten umsetzt bzw. die Umsetzung aktiv unterstützt. Wir brauchen eine deutliche Stärkung von ÖPNV und Micromobilität nicht nur in Berlin, Hamburg und München sondern in jeder Kommune. Das Lastenrad kann hier in Kombination mit allen weiteren Micromobilitätsangeboten mit mutigen Maßnahmen in kurzer Zeit zu erheblichen C0² Einsparungen führen. Wir brauchen nur den Mut zum handeln. Gemeinsam Mobilität gestalten.